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  • ☰ Typ: Vortrag
  • ⛉ Gechannelt | Gesprochen von: Yanco [yanco]
  • Korrigiert von: C.Leuze [waldläufer]

Yanco: Ja, gibt es Herzenswünsche? Hatten wir noch welche vom letzten Mal oder so? Möchte uns irgendwer etwas zu dem erzählen, was er zu seinem Herzenswunsch erfahren hat? Ja, das sieht schlecht aus, das sieht überraschend schlecht... na gut, dann stürzen wir uns nicht zu sehr in die Herzenswünsche, oder wir stürzen uns in einen, nämlich meinen. Das ist schon lange her, als ich meinen Herzenswunsch hier ausgedrückt habe. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch daran. Jetzt ist zu diesem Herzenswunsch über einige Zeit zuerst einmal nicht wirklich viel passiert. Zwar habe ich eine ganze Menge an Antworten oder Vorschlägen und Ideen bekommen, aber letztendlich hat das nicht so funktioniert, wie ich mir das erhofft oder gedacht hatte. Aber es hat was funktioniert. Es hat etwas funktioniert, das zunächst einmal, sagen wir mal unangenehm war, vielleicht auch noch so ein bisschen ist, aber was sehr interessant ist und mir eine Menge Aufschluss gegeben hat. Ich stelle fest, dass die zweite Reihe hier heute unheimlich unruhig ist. Was ist denn hier los? Muss man euch mal auseinandersetzen? Hmhmhm, so wie in der Schule? Ja, also… Ich bin kein positiver Mensch. Die meisten Menschen denken das. Die erleben mich hier auf dem Monatstreffen und so weiter und so fort, aber ich habe festgestellt, ich bin eigentlich kein sonderlich positiver Mensch. Ich bin eher ziemlich ernst und ich habe ziemliche Abgründe. Das merken aber die meisten Leute nicht. Ich möchte auch nicht, dass es die meisten Leute merken.

Es gibt nur einige paar wenige Leute, denen ich vertraue und, ja, bei denen ich vor allen Dingen darauf vertraue, dass sie mich auch dann noch mögen, wenn ich, ja, Abgründe zeige. Und was sind diese Abgründe? Das sind Grübeleien, Zustände von ultratiefer Traurigkeit. Das sind Zustände von Angst, manchmal Zustände von, ja, extremer Verzweiflung. Dinge, die sich für jemanden, der so etwas macht wie ich, eigentlich nicht gehören. Dinge, die sich für jemanden deswegen nicht gehören, denn ich kann ja jederzeit Toya fragen. Aber das ist der Punkt.

Es ist vor ein paar Tagen zu einer Art, sagen wir mal, Eklat gekommen, es hat sich immer weiter zugespitzt. Und ich hatte keine Ahnung, was spitzt sich da eigentlich zu. Aber ich fühlte mich immer unruhiger und immer schlechter und stellte irgendwann fest, ja, dass ich dann nachts zitternd aufgewacht bin und richtig schwere Panikattacken hatte, Schwindelanfälle und alles Mögliche. Nicht etwas, das neu ist, in dem Sinne, aber von dem ich längst dachte, dass es irgendwie vorbei wäre. Nun, es konnte nicht vorbei sein. Über Jahre hinweg haben alle möglichen Leute mir immer wieder gesagt, ‚okay, wenn du jetzt so Angstzustände hast, oder so etwas, dann könntest du das machen, könntest du dieses machen, könntest jenes machen‘. Und schon vor Jahren habe ich damals mit E. damit angefangen, alle möglichen Heilpraktiken und alles Mögliche aufzusuchen. Alle möglichen Leute, die mir irgendwie helfen wollten. Der Punkt ist der, dass das nicht weggemacht werden wollte. Also entstand in dem Moment, in dem jemand versucht hat, mir auf dieser Ebene in irgendeiner Weise zu helfen, immer eine neue Panikattacke. Es entstand immer eine Situation, in der mein Unterbewusstsein quasi mir ins Gesicht schrie, ‚mach das nicht‘. Und natürlich haben alle möglichen Leute, auch von hier, immer wieder gesagt, ‚du geh doch mal zu dem, oder geh doch mal zu jenem, der kann das wegmachen‘, und so weiter und so fort. Aber de facto ist genau das das Problem gewesen. Das, was die Leute versucht haben zu helfen, war genau das Problem. Denn das, was sie wegmachen sollten, wäre ich selbst gewesen. Das ist das Problem. Sie hätten keine Krankheit oder irgendetwas in dieser Art weggemacht, sondern etwas von mir, was endlich einfach gesehen werden wollte.

In meinem Leben ist es so gewesen, dass ich eine ganze Reihe an Schicksalsschlägen habe hinnehmen müssen und ich bin nie sehr glücklich darüber gewesen. Ich habe aber gleichzeitig auch nie die Möglichkeit gekriegt, wirklich darüber zu trauern. Denn niemand wollte mich so. Alle wollten mich, wenn überhaupt, als weise, als positiv, als glücklich und so weiter. Es gibt nur ganz wenige Menschen, denen ich mich überhaupt anvertraue. Die kann ich wirklich nicht nur an einer Hand, sondern an ein paar Fingern abzählen. Die erleben mich manchmal auch in der Situation, in der ich alles andere bin als stark. In einer Situation, in der ich meine ausgezeichnete Fähigkeit logisch zu denken, eher dafür benutze, negativ zu sein. In der ich eine ganze Reihe an Argumenten dafür finde, warum das Leben einfach unglaublich Scheiße ist. Und man kann dann auch nichts mehr dazu sagen. Der Standard ist der, dass mir Menschen, wenn ich ihnen das erzählt habe, Zitat eines Freundes von damals, sagt, ‚ja, du hast immer so Probleme, dazu kann man nachher nichts mehr sagen‘. Und da hat er recht gehabt, als er mir das sagte, ja. Das ist interessanterweise eine meiner größten Künste. Ich kann jeden hervorragend runterziehen. Es ist gar kein Problem so lange zu argumentieren, bis sich jeder in dieser Runde absolut scheiße und schlecht fühlt. Damit würde ich sie sozusagen mit in meine Abgründe reißen. Und aus genau diesem Grunde mache ich das normalerweise auch nicht. Es ist nicht konstruktiv, es ist nicht hilfreich und es führt immer nur dazu, dass sich Menschen irgendwann von mir abwenden. Zumindest ist es oft so gewesen. Es gibt genau zwei Ausnahmen im Moment, bei denen es nicht so ist. Aber der Punkt ist der, auf diese Weise habe ich mich nie gezeigt.

Wenn ich hierhin zum Monatstreffen komme, ist es klar, dass diese Umgebung, die Menschen, mit denen ich hier zu tun habe, ich habe euch einfach alle unheimlich lieb. Das ist so. Und deswegen zeige ich mich auch nicht, wenn es mir richtig scheiße geht. Für manche von euch wäre das wirklich erschreckend. Die Abgründe, die tatsächlich oft in mir sind, sind sehr extrem. Und mir ist erst gestern klargeworden, dass das auch der Grund dafür ist, dass ich immer schwarz trage. Es ist der einzige Weg, das zu zeigen, was ich in der Tiefe wirklich bin, auf diese verschlüsselte Art und Weise. Deswegen trage ich keine Farben, obwohl mir ständig gesagt wird, ‚ach, du könntest doch so gut Farben tragen‘. Aber das bin nicht ich. In dem Moment, in dem ich anfange, sagen wir mal, zumindest exzessiv Farben zu tragen, komme ich mir vor wie ein Clown. Und das bin einfach nicht ich. Das, was wirklich ich bin, ist tatsächlich schwarz. Es ist tatsächlich sehr dunkel, auch einer der Gründe, weswegen ich überhaupt in der Lage war, Luzifer zu channeln. Hätte ich nicht machen können, wenn es diese Abgründe selbst in mir gar nicht gegeben hätte. Und deswegen habe ich auch eine Sensibilität, die mir manchmal unfassbar auf den Keks geht, was Gerüche betrifft zum Beispiel, natürlich, aber auch, was alle möglichen Energien betrifft. Eines der Dinge, die ich in den letzten Tagen mit unheimlicher Macht auf mich einprügeln spüre, ist die Angst der Menschen. Wegen diesem bescheuerten Coronavirus. Als wir uns gestern das erste Mal getroffen haben, wir machen das beim Art-Kytan immer so, dass wir abends anfangen, zuerst treffen wir uns in einem der Restaurants, essen etwas und dann gehen wir normalerweise in die Praxis und machen mit dem Art-Kytan weiter, also als ich gestern zu diesem Libanesen kam und da schon einige saßen, war das erste Thema, das auf dem Tisch war, ratet mal: War dieses bescheuerte Coronavirus. Und obwohl wir alle dasitzen und darüber lachen, spüre ich trotzdem die Beklemmung, die von allen Menschen um mich herum irgendwie stattfindet. Und ich spüre sie im Moment ganz extrem, viel mehr, als ich sie Jahre zuvor noch gespürt habe. Ich spüre sehr deutlich, dass die Menschen auf der Straße wirklich mit Angst, nicht nur mit einem Mundschutz durch die Gegend laufen, sondern wirklich mit einem inneren Gefühl, tiefen Gefühl der Angst, dass ihnen irgendwas passieren könnte. Was auch immer. Dieses Phänomen reißt mich auch sehr gerne mit in die Abgründe.

Ich habe sehr lange gefragt, warum das überhaupt so ist. Was soll das? Denn in den meisten Fällen ist es kein Spaß. Aber es ist so, dass es mir auf der anderen Seite auch gewisse Möglichkeiten eröffnet. Das, was ich heute tue, kann ich nur tun, weil ich diesen extrem hohen Grad von Sensibilität habe. Ich kann Toya nur deswegen überhaupt empfangen. Manchmal ist das so schwierig auseinanderzuhalten, dass ich jetzt schon seit bestimmt zwei Monaten überhaupt nicht mit Toya geredet habe. Gar nicht. Denn es ist sehr oft so, dass ich zu Toya sage, ‚Junge, du hast echt gut reden‘. Und er sagt, ‚ja, aber ich spüre doch auch das, was du spürst‘. Und darauf sage ich dann, ‚ja, aber du hast einen riesigen Vorteil mir gegenüber. Und das ist der Vorteil, dass du weißt, dass alles gut zu Ende geht. Und das weiß ich nicht. Ich habe diese Schwierigkeiten und das Leid und all diese Dinge noch vor mir. Du hast es bereits hinter dir‘. Und das sind zwei vollkommen verschiedene Positionen, von denen aus man die Dinge betrachten kann. Auch wenn ich der Meinung bin, dass er total recht hat mit den Dingen. Aber das Problem ist, es ist auch die Situation, dass er einfach gut reden hat, ne. Er ist nicht auf die gleiche Weise in der gleichen Situation wie ich. Und selbst wenn er das fühlt, das Gleiche fühlt wie ich, fühlt er das aber als eine Wesenheit, die ganz woanders ist. Ein Beispiel dafür ist Folgendes: Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie den größten Teil der Schwangerschaft mit mir im Krankenhaus verbracht hat, und zwar deswegen, weil sie Blutungen in der Gebärmutter hatte. Ich habe sie gefragt, ob sie denn krank war, was denn war und ihre Antwort darauf war, nein, das wurde vermutet, es liegt daran, dass mein Vater sie geschlagen hat und sie hat deswegen die meiste Zeit im Krankenhaus verbracht. Nun bin ich als kleines Kind natürlich da in diesem Mutterleib gewesen und alles, was ich von der Welt wahrgenommen habe, waren zwei Dinge: Das erste war ein bisschen etwas von der Außenwelt und das in erster Linie als Schwingungen im Wasser quasi, im Fruchtwasser, zum Beispiel Geräusche, die dumpf sozusagen auf mich eindrangen. Aber was noch viel extremer ist, das ist das, was von innen kommt. Durch die Nabelschnur der Mutter bekommt das Kind den gesamten Cocktail an allen möglichen Chemikalien, die die Mutter ausstößt, selber. Und die Dosis ist für das Kind viel höher als für den Erwachsenen. Wenn also meine Mutter die ganze Zeit während ihrer Schwangerschaft in Angst gelebt hat, in Angst vor dem Vater, dann heißt das, dass ich alle diese Hormone, diesen ganzen Stress, volles Brett abbekommen habe. Und noch schlimmer. Ich habe es nicht nur abbekommen, sondern das war auch noch zu einer Zeit, in der mein Gehirn sich gerade erst entwickelte. Das heißt, aufbauen tun sich alle Schaltungen in meinem Gehirn auf einem Cocktail von Angst. Natürlich ist das nicht das einzige Gefühl. Aber auf diese Art und Weise prägen sich für uns, unsere grundsätzlichen Vorstellungen von dem, was die Welt ist, wie die Welt wohl ist. Wir wissen in dem Moment ja noch nichts über die Welt. Wir fangen erst mal an uns umzugucken und versuchen herauszufinden, ja, wie ist denn die Welt? Und wir erleben dann die Welt so, wie sie eben unsere Mutter in diesem Fall erlebt, weil wir den gesamten chemischen Cocktail abkriegen, der dann irgendwie produziert wird. Wenn irgendetwas in späterer Zeit diese Emotionen auslöst, dann erfährt man genau die gleichen Gefühle wieder, die man eben zu der Zeit hatte. In meinem unangenehmen Fall ist es leider so, dass es Todesangst ist, weil es zu der Zeit, als ich ein Baby war, auch ums nackte Überleben ging. Ich habe die Vermutung, dass mein Vater damit versucht hat, mich abzutreiben. Denn ich war ja schon das siebte Kind.

Nun, das ist alles ganz traurig, aber man kann natürlich darüber in gewisser Weise hinwegkommen. Man kann natürlich in gewisser Weise, wenn man erwachsen ist, viel besser und ganz anders mit solchen Dingen umgehen. Das ändert aber nur sehr schwer etwas an den Gefühlen. Der einzige Weg, wie sich die Gefühle auch tatsächlich ändern können, ist es, sie durch andere Gefühle zu ersetzen. Und das einzige Gefühl, was in der Lage ist, solche tiefsitzenden Gefühle zu ersetzen, nennt sich Glück. Manche Leute würden sagen, es ist Liebe. Aber Liebe ist nur ein Teil von Glück. Liebe ist es auch, natürlich, ohne Frage, aber nur deswegen, weil Liebe ein Teil von Glück ist. Nun, der Punkt ist der, dass das eines der Dinge ist, die mir sehr oft in meinem Leben vorenthalten blieben. Einfach das Gefühl, überhaupt gewollt zu sein. Einfach der Wunsch, der da war, einfach das Gefühl, ja, gewünscht zu sein. Aber die, ja, wie soll man das erklären, die Struktur meiner Persönlichkeit ist auf diese Art und Weise immer dunkel geblieben. Es ist nie dazu gekommen, dass ich zu einem Sonnenscheinchen geworden wäre. Und das bedeutet nicht automatisch, dass das besser oder schlechter ist, als irgendetwas anderes. Es bedeutet nur, dass ich durch die Erfahrung, die ich gemacht habe, mich zu irgendetwas entwickelt habe. Und dieses Irgendetwas hat in vielen Fällen das Gefühl, dass es auf dieser Welt nicht wirklich willkommen ist. Nun ist es interessant, dass sich daraus ein interessantes Phänomen ergibt. Denn wenn ich hier in den Kreis blicke, in die Runde blicke, dann weiß ich, dass ich willkommen bin. Das ist völliger Bullshit, wenn jetzt jemand sagen würde, oder jetzt mir klarmachen wollte, ‚ja, siehst du denn das nicht‘? Natürlich sehe ich das. Aber das Problem ist, dass genau das natürlich einen Konflikt ergibt. Und zwar deswegen, weil unser Körper immer dann Stresshormone ausschüttet, wenn etwas passiert, das wir nicht erwarten. Das ist nicht so, dass das nur bei negativen Sachen ist. Man kann zum Beispiel durch eine freudige Überraschung auch sehr viele Stresshormone ausschütten. Dann ist es eine freudige Erregung, aber es ist trotzdem auch, ja, eine Art des Körpers, grundsätzlich damit umzugehen. Und so kommt es, dass viele Menschen zu viel Liebe, zum Beispiel, auch oft gar nicht ertragen können. Zu viel Nähe, zu viel Entgegenkommen finden die dann auch als sehr unangenehm und setzt sie unter Druck und unter Stress.

Nun, wir alle haben dunkle Seiten in uns, Abgründe, wenn man sie mal so nennen will und wir neigen nicht dazu, sie zu zeigen. Aber wenn wir das nicht tun, beziehungsweise wenn wir diese Dinge in uns ablehnen, dann befinden wir uns im ständigen Krieg mit uns selbst und wir haben auch nicht die Möglichkeit, in der Welt glücklich zu werden. Warum nicht? Nun, die Antwort ist ganz einfach die: Weil wir dann nicht das bekommen können, was wir wirklich wollen und wirklich brauchen. Wir verstehen es mitunter gar nicht. Zum Beispiel: Als ich meinen Herzenswunsch nach meinem Partner geäußert habe, da hatte ich eine bestimmte Vorstellung von diesem Partner. Und diese bestimmte Vorstellung beruhte auf dem Bild, das ich von mir selber habe. Ich habe gesagt, ich brauche einen Partner, der zu mir passt und dachte dabei an einen Partner, der zu dem Yanco passt, den ich normalerweise zeige oder, sagen wir mal, von dem ich normalerweise weiß. Aber der Yanco, von dem ich normalerweise wusste, war keiner, der Abgründe hat, sondern er war jemand, der halt hier in einer solchen Gruppe ist und der hauptsächlich positiv und freundlich und, was weiß ich nicht, was ist. Ich bin immer noch freundlich, das ist mir eine sehr wichtige Eigenschaft. Aber es ist trotzdem so, dass ich erkannt habe, wenn ich überhaupt einen Partner haben würde, könnte ich nur mit jemandem glücklich sein, der weiß, was Abgründe sind. Nur mit jemandem, der selber Abgründe hat. Mit dem ich in diesen Tiefen meine Abgründe mit ihm teilen kann, ohne dass wir uns runterziehen, sondern auf eine Weise, in der wir in einer sehr großen Tiefe miteinander agieren können, einander lieben können, ohne Verurteilungen oder irgendwie solche Sachen. Das war mir aber früher nicht klar. Ich habe etwas ganz anderes gewollt. Eigentlich wollte ich jemanden, der in erster Linie fröhlich ist. Weil ich dachte, das würde am besten zu mir passen und das würde mich auch am meisten aufbauen. Aber ich habe festgestellt, nein, tut es nicht. Sehr oft ist es so, dass, wenn ich selbst den Menschen, denen ich mich anvertraue, wenn ich denen von meinen Abgründen erzähle, lande ich irgendwann an dem Punkt, an dem ich das Gefühl habe, ich werde unangenehm. Und zwar deswegen, weil es in ihren Augen einfach immer negativer wird. Sie können dann irgendwann nichts mehr dazu sagen und brechen dann für gewöhnlich das Gespräch ab. Das Einzige, was an diesem Punkt noch passieren kann, ist, dass ich alle noch weiter runterziehe. Das ist ein sehr schmerzhafter Vorgang für mich. Tatsächlich ist es so, dass ich eigentlich versuche mit diesen Abgründen umzugehen und etwas zu finden, wie ich damit umgehen kann, wenn ich mit ihnen spreche und ich vertraue mich dann den Leuten an. Aber ich merke, dass das, was ich wirklich bin, in diesem Moment auch das ist, was die anderen runterzieht und ihnen schadet. Und das ist genau das, was ich nicht will. Manchmal erinnere ich mich dann an die Geschichten über die Engelhäuser. Die einander bekriegt haben, nicht deswegen, weil sie sich gegenseitig schaden wollten, sondern weil sie einfach die sind, die sie sind. Und genau dieses Phänomen erlebe ich da ganz oft. Ich denke dann ganz oft, ‚okay, das versteht keiner‘. Niemand ist in der Lage, ich kenne zumindest niemanden, der in der Lage ist zu verstehen, worum es mir in diesem Punkt geht. Und ich habe festgestellt, dass es etwas ist, das ich sehr schmerzhaft vermisse.

Es ist allerdings auch so, dass ich in der letzten Zeit immer neue interessante Informationen über Nahtoderfahrungen bekommen habe. Und diese erzählen im Grunde alle immer das Gleiche. Also im Prinzip, nicht die exakt gleichen Geschichten, aber im Prinzip. Alle erzählen irgendwie von diesem Tunnel. Alle erzählen irgendwie von dem Licht am Ende des Tunnels. Alle erzählen von dem Film, der vor einem abläuft und so weiter. Es gibt sogar in Deutschland ein Netzwerk von Leuten, die in irgendeiner Weise Nahtoderfahrungen gehabt haben. Ganz viele erzählen davon, dass sie in Operationen oder Unfällen oder so etwas gestorben sind und dann ihre Erlebnisse hatten und dann irgendwie zurückgeschickt wurden. Und das ist das, was mir die größten Probleme macht. Denn alle erzählen davon, dass es nach dem Tod nicht nur weitergeht, sondern auch noch viel besser ist als alles, was wir uns hier vorstellen können. Alle erzählen davon, dass dieses Licht eine unvorstellbare Liebe ist und alle erzählen davon, dass es eine bedingungslose Liebe ist. Bedingungslos bedeutet, dass es egal ist, was du gemacht hast. Du wirst trotzdem geliebt. Und es ist auch offenbar vollkommen wurst, zu welcher Konfession oder sonst was du gehörst, welchem Glauben du angehörst, das ist alles vollkommen egal. Der Punkt ist nur der, dass wir dazu neigen, selbst über uns zu richten. Das heißt, wir schauen uns nach dem Tode, das hat Toya bestätigt, unser Leben an und schauen dann selbst, wie gut wir denn unsere Sache gemacht haben. Was auch immer unsere Sache ist. Aber entscheidend scheinen dabei ganz besonders die zwischenmenschlichen Beziehungen zu sein. Und ganz entscheidend scheint dabei die Frage zu sein: ‚Was habe ich den anderen angetan‘? Denn nach dem Tod ist es so, dass man alle Gefühle und alle Empfindungen wahrnimmt und wahrnehmen kann, die man in den anderen ausgelöst hat. Durch egal welche Aktion, die man gemacht hat. Und das ist für viele ein extrem furchtbarer Moment, in dem sie erkennen, was sie anderen angetan haben. Ich muss sagen, ich habe dann über einige Leute nachgedacht. Ich selber muss sagen, ich habe keine große Angst davor, weil ich mich sehr viel, wirklich hier auch schon sehr viel damit auseinandergesetzt habe und sehr viel mit Reue und solchen Dingen zu kämpfen hatte. Aber ich habe mich zum Beispiel gefragt, wie es wohl meinem Vater damit geht, dass die ganze Familie ihn mittlerweile hasst. Also es kann alles irgendwie nicht schön sein. Und was ist mit Leuten, die Folterer gewesen sind oder Massenmörder oder so etwas? Schon ziemlich krass, wenn man sich das überlegt, dass die das Leid all der Menschen, das sie zugefügt haben, dann selber abkriegen. Das ist eigentlich schon ziemlich übel. Aber angeblich ist dieses Licht am Ende des Tunnels, der Ort, an den wir letztendlich hingehen können, eine bedingungslose Liebe. Und hier kommen die großen Fragen.

Meine Intelligenz ist einfach zu klug, um das einfach so hinzunehmen. Und meine Abgründe zwingen mich dazu, da nachzufragen. Denn es wird gesagt, dass dieses Licht uns alle bedingungslos liebt. Das ist aber nicht wahr. Das kann gar nicht sein. Denn wenn es uns bedingungslos lieben würde, würde es doch niemanden zurückschicken in eine so grausame Welt, wie diese hier. Alle Leute beschreiben, alle, wirklich ohne Ausnahme, dass sie zu diesem Licht hinkommen und dass alles wunderbar ist. Und die, die zurückkehren, sagen, sie werden zurückgeschickt. Es ist nicht so, dass sie das wollen. Ich habe Geschichten gehört von einem siebenjährigen Mädchen, zum Beispiel, das eine solche Nahtoderfahrung hatte. Es hat dort Pferde, war auf einer Pferdewiese und war megaglücklich dort, da war ein Zaun und dann hat ihr eine Stimme gesagt, sie müsse aber zurückgehen und sie hat sich an dem Zaun festgeklammert, um nicht zurück zu müssen. Aber sie wurde trotzdem zurückgeschickt. Sie wurde zurückgeschickt in einen Körper, der total zerstört und voller Schmerz und Leid war. Und das ist die Geschichte aller Nahtoderfahrungen. Alle von denen ich gehört habe, erzählen, dass sie nicht zurückwollten. Auf gar keinen Fall. Dass sie dableiben wollten. Und wenn das so ist, vielleicht gibt es die eine oder andere Ausnahme, aber das sind Tausende von Berichten aus aller Welt, dann kann es nicht sein, dass es eine bedingungslose Liebe ist, oder? Denn da bleiben zu dürfen, bedeutet ja, dass du brav hier durch alles mögliche Leid hindurchgehst. Wie kann das bedingungslos sein?

Nun, solche Fragen stelle ich mir immer wieder und sehr häufig. Und Toya, lächelt oft darüber und sagt, ‚ja, das ist Trinität, nicht Quartinität‘. Und ich sehe oft meine Hoffnungen da drin, in der Quartinität, aber erlebe dann das hier, was in dieser Welt stattfindet. Was soll ich also sagen? Ich bin kein sehr positiver Mensch. Aber ich habe ein Prinzip für mich. Etwas, das mir sehr, sehr viel bedeutet. Ich sehe es als meine Aufgabe und als das einzige Sinnvolle überhaupt, wenn man schon in dieser Welt ist, so viel Glück in diese Welt zu bringen, wie irgendwie möglich. Ich habe festgestellt, dass das das Einzige ist, was überhaupt Sinn macht und was überhaupt Glück bringt. Selbst wenn diese Welt die Hölle sein kann, heißt das noch lange nicht, dass ich dazu meinen Teil beitragen muss. Ich wehre mich dagegen, dass diese Welt die Hölle ist und bleibt. Und ich sage euch, das ist ein Kampf. Das ist wirklich nicht einfach. Vor Kurzem habe ich gehört, dass es Untersuchungen gab, von der Universität in Yale, indem man untersucht hat, ob Pflanzen irgendwie reagieren auf irgendwas, ob sie also ein Bewusstsein haben. Man hat zwei Kohlköpfe also genommen und diese beiden Kohlköpfe nebeneinander gelegt und hat diese Kohlköpfe dann quasi gemessen. Also da gibt es so einen elektrischen Widerstand. Der ist ganz gering, aber den kann man messen. Man hat festgestellt, dass, wenn der eine Kohlkopf, also wenn zwei Kohlköpfe nebeneinander liegen und der eine Kohlkopf wird mit einem Messer aufgeschnitten, reagiert der andere. Das heißt also, es gibt sehr viele Beweise dafür, es gibt so viele Experimente diesbezüglich, die deutlich zeigen, dass Pflanzen voll mitkriegen, wenn ihnen etwas angetan wird. Das merkt man auch dadurch, dass zum Beispiel ganze Felder voll mit Pflanzen ganz bestimmte Säfte ausstoßen, wenn eine Pflanze ganz am Ende mitkriegt, dass ein Raubtier in der Nähe ist. So weit geht das sogar. Aber wir haben hier keine andere Wahl, als uns an der Hölle zu beteiligen. Seht ihr, für mich ist es immer eine der großen Fragen gewesen, ob ich Fleisch essen will. Und natürlich sagen Vegetarier immer dazu, ‚ja, ich kann das nicht ertragen, dass den Tieren so etwas angetan wird‘. Klar. Aber Pflanzen sind doch genauso. Wir haben doch gar keine andere Wahl, als irgendein Leben zu zerstören, wenn wir überhaupt selber leben wollen. So, und wo ist jetzt die bedingungslose Liebe darin? Kann ich nicht sehen. Tut mir leid. Und warum hat dieses göttliche Licht, wenn es das so gibt, denn überhaupt Wesen geschaffen, die so leiden können? Wenn es so allmächtig ist, hätte es doch auch Wesen erschaffen können, die gar nicht leiden können, egal, ob sie sterben oder nicht. Warum überhaupt Leid? Warum macht Gott, wenn man es so ausdrücken will, so etwas überhaupt? Diese Fragen kann offenbar niemand beantworten. Ich suche jetzt schon seit über zehn Jahren nach Antworten darauf. Ich habe alles Mögliche gehört. Es sind grottenschlechte Ausreden. Eine Ausrede ist zum Beispiel der freie Wille. Es gibt Leute die sagen, ‚ja, aber wenn du nicht entscheiden kannst auch etwas Böses zu tun, dann brauchst du ja gar keinen freien Willen‘. Da haben die völlig recht, gehen aber davon aus, dass wir überhaupt einen freien Willen haben, aber haben wir nicht. Wir haben nicht den freien Willen, zum Beispiel zu sagen, ‚ich ernähre mich auf eine Weise, die niemandem schadet‘. Diese Möglichkeit haben wir nicht. Also ist es doch Blödsinn, zu behaupten, wir hätten einen freien Willen. Ist doch Quatsch! Wer erzählt denn so einen Mist?

Nun, ich erzähle euch das deswegen, weil ich euch damit ein Beispiel für die Abgründe zeigen will. Im Faust von Goethe taucht Mephisto auf, der sagt: ‚Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht. Denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht. Drum besser wär‘s, wenn nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element‘. Und damit drückt er etwas Interessantes aus. Er drückt nämlich damit aus, dass immer das Gegenteil, das Nein, die Verneinung von allem, hier, zu dem ist, was wir als das Böse bezeichnen, aber eigentlich nicht ist. Denn tatsächlich ist in alledem, was ich euch jetzt zum Beispiel gesagt habe und erklärt habe, immer ein Hintergrund da, der sagt, ‚und du hast ja recht. Du hast ja recht damit‘. Niemand von euch, davon gehe ich jetzt mal aus, hat bessere Argumente als ich. Zu dem, was ich euch gerade gesagt habe, habe ich lange danach gesucht, ob es nicht bessere Argumente gibt. Ich habe Gott selbst persönlich angesprochen und ihm gesagt, ‚okay, wenn du der Meinung bist, ich kann das noch nicht verstehen, dann sage mir wenigstens das. Oder wenn du der Meinung bist, es gibt einen guten Grund dafür, den ich nur noch nicht kenne, dann erkläre es mir‘. Ich habe nie eine Reaktion darauf bekommen. Und ich habe viele weitere Ausreden gehört, von allen möglichen Leuten, wie die Geschichte mit dem freien Willen. Aber tatsächlich war nichts davon in irgendeiner Weise auch nur ein annähernd brauchbares Argument. Ein schönes, das ihr alle kennt, ist: ‚Es geht um Evolution‘. Habt ihr bestimmt alle schon mal gehört. Oder ‚es geht darum, etwas zu lernen‘. Okay, was denn? Manche sagen, ‚es geht darum lieben zu lernen‘. Mhm. Genau. Finde ich auch sehr glaubwürdig. Auch in den Nahtoderfahrungen ist es so, dass einige Leute von Verwandten oder von bestimmten anderen Engelwesen, sogenannten Engelwesenheiten zurückgeschickt wurden, mit dem Argument, sie hätten noch eine Aufgabe zu erledigen. Und als sie dann gefragt haben, welche das wäre, war das bei einigen, ‚ja, du sollst lieben lernen‘. Dazu kann ich nur sagen, ‚wozu‘? Lieben lernen, hier auf der Welt, heißt nichts anderes, als leiden lernen. Lieben sollte man doch lernen von jemandem, der auch weiß, was das ist. Und dann müsste man eigentlich in diesem Licht bleiben, denn da kann man das Lieben von jemandem lernen, der auch wirklich Ahnung davon hat, was Lieben ist. Wenn ich schwimmen gehen will, gehe ich nicht in ein Fußballstadion. Das heißt also, ich kann natürlich zum Bäcker gehen und sagen, ‚ich würde gerne von Ihnen lieben lernen‘. Oder ich könnte zu den Nazis gehen oder zum Ku-Klux-Klan, ‚bringt mir doch das Lieben bei‘. Das ist natürlich einfach eine unglaublich schlechte Ausrede. Und jeder dieser Sprüche, die ich gehört habe, war genau das: Nur schlechte Ausreden.

Das führt mich zu einem bestimmten Punkt. Nämlich zu dem Punkt, an dem die Antworten, die man mir gibt über das Leben, mich einfach nur noch mehr verzweifeln lassen. Die reißen mich noch tiefer in Abgründe, weil sie so unglaublich schlecht unglaubwürdig sind, dass ich dazu einfach nur sagen kann: ‚Bullshit‘! Also ehrlich, das kann mir keiner erzählen. Irgendwann ist doch mal Schluss. Und tatsächlich ist es so, dass Toya, der Einzige ist, der mir nie solche Antworten gibt. Toya hat mir noch nie eine solche schlechte Antwort gegeben. Aber es ist andererseits auch so, dass er manchmal Antworten gibt, die ich nicht wirklich verstehe. Die ich erst mal gar nicht begreife. Ich habe zum Beispiel zu Toya gesagt, ‚weißt du Toya, mir geht es total scheiße, ich verstehe nicht warum‘. Damals hat er schon von Abgründen gesprochen. Aber was ist das? Was ist damit gemeint? Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutet. Was Abgründe bedeuten. Oder die dunkle Seite von dir. Und ich dachte, ‚ja gut, das ist die dunkle Seite der Macht, habe mein Laserschwert rausgezogen und dachte mir so, ja...‘. Aber was ist es wirklich? Es sind natürlich unglaublich unangenehme schlechte Gefühle. Ganz schlechte Dinge, die mir, ja, im wahrsten Sinne des Wortes angetan wurden. Das sind gar nicht meine eigenen Gefühle, sondern es sind Gefühle, die mein Körper auslöst. Das ist nicht deswegen, weil ich bestimmte Dinge erlebt habe, noch nicht mal das. Es ist deswegen so, weil meine Mutter diese schlechten Erfahrungen gemacht hat. Deswegen konnte ich das auch nicht herausfinden, was da eigentlich der Hintergrund ist, weil es nicht mir passiert ist, sondern meiner Mutter. Und bei mir kam nur das Ergebnis an, an diesem ganzen Käse. Deswegen konnte ich mich auch nie verstehen. Ich konnte nie über mich selber herausfinden, wer ich eigentlich bin. Weil dieser ganze Bereich, diese ganze dunkle Seite in mir nie erkannt wurde. Nicht verstehen, nicht verstanden wurde und nicht erkannt wurde. Und auch schon gar nicht gewollt war. Das war sie erst recht nicht. Auch nicht von mir. Ich selber habe nicht gelernt, diese Seite in mir zu lieben. Nie. Warum nicht? Weil niemand anders sie je geliebt hat. Wir haben keine andere Möglichkeit, etwas über uns selbst herauszufinden, als zu gucken, was andere über uns denken. Als herauszufinden, wie andere uns sehen. Wenn wir unser Gesicht sehen wollen, müssen wir in den Spiegel gucken. Das heißt, es gibt nur die Möglichkeit ins Außen zu gehen und davon rückwirkend auf uns zu blicken. Wir können es nicht einfach so. Deswegen ist das mit Menschen auch so. Wir glauben, wir sind das, was die wichtigsten Personen in unserem Leben geglaubt haben, dass wir sind. Und das ist ein Problem, weil wir damit auch nur maximal das sein können, was andere von uns gehalten haben. Und so kommt es, dass ich zum Beispiel in mir viele Dinge trage und erlebe und erfahre und eine Welt um mich herum erschaffe, von der ich denke, dass sie zu mir passt. Aber sie passt nicht zu mir, sondern sie passt zu dem, was andere über mich gedacht haben. Und was ich auf diese Art und Weise für mich angenommen habe.

Das ist eine große Herausforderung, denn wenn man das versteht, dann fragt man sich sehr schnell, ‚ja, aber was bin ich denn wirklich? Was passt denn wirklich zu mir‘? Und Toyas Antwort darauf ist: ‚Du bist Freude. Das bist du wirklich‘ Das gilt für jeden Einzelnen hier. Wir sind nämlich genau das, was uns die meiste Freude macht. Deswegen entwickeln wir uns, wenn wir uns der Freude zuwenden, auch zu uns selbst. Aber natürlich gibt es unheimlich viele Begrenzungen und Ablehnungen und Gesetze und was weiß ich nicht was, hier auf dieser Welt, die uns beibringen, dass wir das nicht sein können. Nicht sein dürfen. Oder dass wir mit total schlimmen Nachteilen rechnen müssen, wenn wir wirklich das ausdrücken, was wir wirklich sind. Ich zum Beispiel habe Freude an vielen Sachen, mit denen ich andere mit Sicherheit total auf die Nerven gehen würde. Zum Beispiel hatte ich große Freude mal daran, alle möglichen Instrumente auszuprobieren. Dazu gehört auch eine Bratsche. Es gibt eine gewisse Person in diesem Raum, der die Ohren wehtun, wenn sie nur das Wort Bratsche denken.

Einwurf dieser Person: Ja, aber ich glaube, allen anderen würden auch die Ohren wehtun, wenn du Bratsche spielen würdest…

Yanco: Ja, danke. (Gelächter) Der Punkt ist aber der, das ist etwas, das ich wirklich bin. Ich bin wirklich durch und durch Musiker. Total. Absolut. Das muss ich nicht unbedingt in Bratsche ausdrücken. Aber Bratsche ist halt eines von den Instrumenten, das, wenn man es gut kann, einfach phantastisch klingt. Aber der Punkt ist halt der, dass ich die Erfahrung gemacht habe, nein, das ist nicht gewollt. Berechtigt wohlgemerkt. Wenn das jemand unberechtigt gemacht hätte, würde ich jetzt anders dazu stehen. Aber wenn ich das jetzt nachvollziehen kann, dass es nicht gewollt ist, dann verbiete ich mir selbst umso mehr, das zu machen. Was auch immer das ist. Und damit grenze ich mich immer weiter ein, bis ich irgendwann voll von Verboten bin und eingeengt, in einem ganz kleinen Rahmen von Gefälligkeiten anderen gegenüber. Letztendlich habe ich mich damit aber tatsächlich sehr, sehr weit von dem, was ich wirklich bin, entfernt. Ja. Jetzt habe ich wieder ganz viel geredet und man kann sich die Frage stellen: ‚Was hat das jetzt mit mir zu tun‘? Ihr habt alle Abgründe. Alle. Ausnahmslos. Und die zeigen sich bei euch allen in Grübeleien, in Zukunftsängsten und vor allen Dingen in Zweifeln darüber, ob das alles so richtig ist. Ob ihr richtig seid, ob die Welt so richtig ist, ob das eigentlich irgendwie in Ordnung ist, wie alles ist. Und es gibt nur ein Wesen, das dazu ganz und gar klar ‚ja‘ sagt. Und ich meine damit nicht dieses Licht am Ende des Tunnels, sondern ich meine Toya damit. Und ich habe Toya gefragt, ‚warum zum Geier kannst du einfach ja dazu sagen‘? Seine Antwort darauf war, ‚weil ich weiß, dass das alles Geschichten sind, die ihr erlebt. Aber das, was ihr wirklich seid, ist schön. Das ist unvorstellbar schön‘. Und er sagte dann auch mit einem zwinkernden Auge, ‚glaubt ihr allen Ernstes, ich lasse hässliche Wesen in meine Quartinität hinein‘? Also das ist halt ganz offensichtlich einer der guten Gründe, deswegen. Denn tatsächlich sind die bei Weitem meisten Dinge, die in uns sind, viel schöner, als wir es glauben. Es ist aber so, dass die Welt hier das oft nicht sehen kann. Und das hängt damit zusammen, dass die meisten Menschen das Besondere und das Schöne in sich selbst gar nicht sehen können.

Die Abgründe, von denen ich gesprochen habe, die sind dunkel. Die sind manchmal sehr traurig und sehr beängstigend und gruselig. Aber das sind sie nicht immer. Manchmal sind diese Abgründe erfüllt von einer unfassbaren Bewegtheit. Oder von einer Liebe. Ich kann lieben bis zum Abwinken. Ich kann mich auch freuen wie bescheuert, dass ich mir wirklich einen Fleck ins Höschen freue und einen Leuchtkeks. Ich kann Dinge fühlen, die so intensiv und so stark sind, dass ich oft daran zweifle, ob das viele andere können. Deswegen ist der Horror darin nicht die Abgründe, sondern eigentlich das, was ich in den Abgründen erlebe. Und vor allen Dingen, wie ich diese Abgründe für mich beurteile. Das heißt also: Was sind die Dinge, die ihr an euch nicht mögt? Was sind diese Dinge? Die Dinge, von denen ihr sagen würdet, ‚das muss ich ändern. Das muss anders sein‘. Was sind diese Dinge? Und könnt ihr vielleicht zu diesen Dingen sagen, ‚nein, nein, Moment, das muss ich vielleicht gar nicht ändern‘. Das ist für mich ein sehr schwerer Prozess gewesen, ganz ehrlich. Zu sagen, zum Beispiel, dass ich Albträume habe, muss ich nicht ändern. Das ist nicht einfach, das zu sagen. Und es vor allen Dingen auch so zu meinen. Aber der Punkt ist der, dass ich irgendwann zu meinem Inneren gesagt habe, ‚okay. Es ist okay, ich bin jetzt bereit, dich zu sehen. Und ich bin auch bereit, für dich einzustehen und dich zu beschützen, was immer man in der Psychologie als das innere Kind versteht‘. Und ich habe das nicht nur so gesagt. Als ich gestern das Art-Kytan für den ersten Tag abgesagt habe, ging es genau darum. Ich habe mich scheiße damit gefühlt und meine Abgründe... ich war so knapp am Abgrund, das ich wusste, das wird mich hinunterreißen. Ich werde es vielleicht schaffen den Abend durchzustehen, ja, aber dann werde ich abstürzen. Das wusste ich ganz genau. Und deswegen habe ich da die Reißleine gezogen und gesagt, ‚okay, ich habe meinem Innersten versprochen, ich beschütze dich jetzt, und das mache ich auch. Und es ist mir egal, ob es da Geldschwierigkeiten geben könnte oder ob das sehr schade für die Leute ist oder sonst irgendwas. Jetzt, in dem Moment muss ich einfach mein innerstes Selbst beschützen‘. Und ich habe deutlich gemerkt, dass das auch sehr dankbar aufgenommen wurde, denn ich hatte keinen einzigen Albtraum in der Nacht. Ich habe zwar wenig geschlafen, aber ich hatte wenigstens keine Albträume. Das heißt, ihr alle könntet eure Abgründe kennenlernen und willkommen heißen. Auch wenn niemand anders das tut. Die erste Aufgabe ist es für euch selbst.

Deswegen wollte ich euch fragen, ob wir vielleicht mal ein paar Zettel zusammenbringen können und ein paar Stifte, denn ich möchte mit euch ein paar… ein kleines, nennen wir das mal Experiment machen. … Also von den Blättern, kann man die Rückseiten nehmen. Wenn ihr irgendwo einen Stift kriegen könnt, wäre das auch nicht schlecht. Ich glaube, das teilt man am besten einfach in der Mitte … Habt ihr alle was zum Schreiben? Und die, die zuhören, bitte ich genau das Gleiche auch zu machen. Holt euch einen Stift und einen Zettel, stellt bitte so lange die Aufnahme auf Pause. … Ich möchte euch bitten, dass ihr ein paar Sätze vervollständigt. Schreibt euch aber bitte die ganzen Sätze auf. Ich mache nur den Anfang des Satzes und dann guckt mal, wie ihr diesen Satz vervollständigt. … Schreibt bitte als Erstes euren Namen oben hin. Ihr müsst es nicht abgeben, aber wenn es nachher hier rumfliegt, ist es ganz gut, wenn man weiß, zu wem es gehört. Okay, der erste Satz lautet:

Ich bin ein Mensch, der …

Was kommt eurer Meinung nach dahinter? Und es ist wichtig, dass ihr es wirklich aufschreibt und mit nach Hause nehmt, damit ihr dann nochmal drauf blicken könnt. …

Alle fertig? Gut. Am meisten wünsche ich mir: …

Hast du noch einen Stift, Hasi? Die beiden haben nur einen.

Gut. Der nächste Satz lautet: Am meisten Angst habe ich vor: … Gut. Am besten bin ich, wenn …

Meine größte Hoffnung ist: …

Und der letzte Satz fängt an mit: Am meisten brauche ich: …

Nun, diese Sätze und die Art, wie ihr sie vervollständigt, sagen euch nicht, wer ihr wirklich seid. Sie sagen euch aber, was ihr glaubt zu sein. Wenn ihr wollt, könnt ihr noch anfügen: Die Welt ist: …

Die Frage ist, ob ihr euch so versteht. Denn das ist nicht das, was ihr seid. Es ist das, was ihr glaubt, dass ihr seid. Es sagt etwas darüber aus, was für Glaubenssätze euch mitgegeben wurden und was ihr übernommen habt. Und es sagt damit auch etwas darüber aus, von welcher Basis aus ihr eure Realität verwirklicht. Wenn ein Baby heranwächst, ist dieses Baby dem guten Willen seiner Eltern vollständig ausgeliefert. Und normalerweise ist das so, dass die Eltern auch gerne für das Baby da sind. Aber es ist genauso oft so, dass, angesichts der Vorstellung unserer heutigen Gesellschaft, die Eltern auch total überfordert sind mit ihren entsprechenden Aufgaben. Und das ist nicht nur in Großfamilien so. In Naturvölkern ist das oft anders. Es ist deswegen anders, weil sich dann nicht eine Person um ein Baby kümmert, sondern der gesamte Stamm. Alle kümmern sich um die Kinder. Wenn da eine Frau gerade sieht, wie irgendwo die Ziege wegläuft und ihr hinterherläuft, dann nimmt sie das Baby und gibt es der nächsten Frau. Und da ist es dann auch tatsächlich so, dass die nächste Frau dann das Kind stillt. Ganz normal. Und deswegen haben die Kinder auch viel weniger Probleme mit größeren Gesellschaften. Und sie haben auch viel weniger Krankheiten, weil sie zum Beispiel ganz unterschiedliche Cocktails, sozusagen, von verschiedenen Müttern aufnehmen. Aber stellt euch das mal hier vor. Wenn irgendwie fünf Frauen in einem Raum sitzen und jede stillt dann irgendwie das gleiche Kind. Da würden doch schon ganz viele ganz schön komisch gucken.

Na ja. Wir haben also alle unsere Abgründe. Und diese Abgründe haben damit zu tun, was wir von uns selbst halten. Oder was uns über uns selbst beigebracht wurde. Und alles davon ist gelogen. Alles. Sowohl die guten, als auch die schlechten Behauptungen. Alles, was ihr da auf den Zettel aufgeschrieben habt, ist gelogen. Das ist alles nur ein Abbild von dem, was ihr über euch glaubt. Es ist nicht das, was ihr wirklich seid. Denn ihr seid keine Menschen. Ihr seid auch nichts von dem. Und genau das Gleiche gilt für die Welt. Die Welt ist nichts von alledem. Gar nichts. Aber es ist das, was ihr erschafft, dadurch, dass ihr glaubt, dass die Welt so ist. Oder dadurch, dass ihr glaubt, dass ihr so seid. Deswegen sind alle Abgründe, die ihr auch aus allen möglichen Erfahrungen in euch selber erschaffen habt, trotzdem eure eigene Schöpfung, die aus dem resultiert, was ihr denkt, dass ihr seid.

Ich habe mir vor einiger Zeit das Tarot gelegt. Ich mache das oft, wenn es mir schlecht geht, weil ich das Gefühl habe, dass es mir Dinge zurückspiegelt auf eine Weise, die sonst unmöglich ist. Und dieses Tarot hat mir immer wieder gesagt, ‚du bist hier, um Licht auf die Welt zu bringen‘. Ich habe immer wieder nachgefragt. Und es wurde immer wieder gesagt, ‚du bist hier, um Licht auf die Welt zu bringen‘. Bis ich irgendwann gesagt habe, ‚ja, das ist doch eigentlich ein schöner Job‘. Und ich eigentlich auch immer so gesagt habe, ‚ich bin hier, um Glück in die Welt zu bringen‘. Das ist eigentlich keine andere Aussage. Es ist ein schöner Job. Aber es ist auch nichts anderes als meine Geschichte. Toya würde dazu sagen, ‚das ist gelogen. Du bist nicht hier, um Glück in die Welt zu bringen. Das ist vielleicht die Person oder der Protagonist dieser Geschichte. Also solange du an die Geschichte glaubst, dass diese Welt Licht braucht, nur so lange bist du hier, um Licht in diese Welt zu bringen. Wenn du davon ausgehst, dass die Welt überhaupt kein Licht braucht, dann ist es völlig sinnlos und totaler Quatsch für dich, Licht in diese Welt zu bringen. Denn das heißt ja, wenn du hier bist, um Licht in diese Welt zu bringen, muss diese Welt ja dunkel sein. Denn du bringst ja kein Licht in einen hell erleuchteten Raum. Oder in einen hell erleuchteten Raum, der schon so hell erleuchtet ist, dass man sein eigenes Licht schon gar nicht mehr sieht. Also heißt das, du musst nicht eine Kerze zur Sonne tragen, damit es heller wird. Das macht nicht viel Sinn. Deswegen bedeutet das, wenn du davon überzeugt bist, dass du hier bist, um Licht in die Welt zu bringen, muss die Welt, in der du bist, ja dunkel sein. Aber das ist die Welt auch nicht. Es ist nur das, was die Welt sein muss, damit deine Interpretation von deiner eigenen Aufgabe stimmen kann‘. Und so haben wir unsere Betrachtungsweise auf die Welt, auf uns und auf alles, was ist, selbst zusammengeschustert, um uns irgendwie zu erklären, was eigentlich mit uns ist, wer wir eigentlich sind. In der Quartinität ist das nicht mehr nötig. Warum nicht? Na ja, weil Quartinität sowohl Licht als auch Dunkel sein kann. Das kann sie. Aber das sagt jetzt nichts darüber aus, ob du darunter leidest oder nicht, denn das tust du in gar keinem Fall. Also brauchst du keine Geschichte in Quartinität, die dir irgendetwas über dich erklärt. Du brauchst überhaupt keine Geschichte, weder zu leben noch zu erzählen, noch dir selber vorzuleben. Aber hier ist das wichtig. Hier ist es wichtig, dass wir mehr von dem erkennen, was wir einfach wirklich sind. Und nicht von dem, was für Geschichten man uns erzählt und wir uns selbst erzählen.

Gut. Ich glaube, das war der längste erste Teil, den wir je gemacht haben. Aber ich mache es jetzt noch länger. Nein. Wir machen jetzt eine Pause und dafür kürzen wir alles bei Toya.


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